Siegener Zeitung, 06.03.1998: zurück

„Littfer Geschichte“ war eng mit Bergbau verwoben

Gruben Altenberg, Heinrichssegen und Viktoria prägten Ortsgeschichte - 1960 endete „Gruben-Ära“

Littfeld. In der Gemarkung Burgholdinghausen, nicht weit vom Littfelder Bahnhof, Der Verein für Bergbautradition und Mineralogie veranstaltet gemeinsam mit dem Heimatverein Littfeld-Burgholdinghausen im Bürgertreff Kapellenschule Littfeld eine Ausstellung zum Thema Bergbau und Mineralien. Sie ist am Samstag, 7. März, von 14 bis 17 Uhr sowie Sonntag, 8. März, von 11 bis 17 Uhr geöffnet. Gleichzeitig soll diese Ausstellung an die Schließung der letzten Grube, der Grube Victoria, vor 80 Jahren erinnern.
Schon vor Beginn unserer Zeitrechnung gab es im Siegerland Bergbau. Die Kelten suchten hier vemehrt das teure Mineral Eisenerz. Man suchte nur das Erz, was übertage zu finden war. Erst ab dem 11. Jahrhundert wurde im Tagebau nach den Schätzen der Natur gegraben. Die vielen Pingen an den Berghängen zeugen von den Arbeiten in früherer Zeit. Erst im 12. Jahrhundert vollzog sich der Übergang zum Stollen- oder Schachtbau. In diese Zeit fallen auch Funde vom Altenberg, welche mit vom Bergbau im Siegerland zeugen.
Mit etwas Phantasie läßt sich die Niederschrift des Würdtwein erklären. Dort wird gleich hinter Litphe, welches sechs Heller Bede (Steuer) zu zahlen hat, Vysphe genannt. Gemeint ist vielleicht die reiche Stadt am Altenberg, wie die Sage erzählt. Dieses Vysphe mußte 20 Heller Bede zahlen. Nach 1280 ist die Stadt am Altenberg in keiner Schrift oder Steuerliste mehr zu finden. Die Sage spricht ja auch von einem schnellen Untergang durch Feuer und Schwefel, das vom Himmel regnete. Dies alles teilt der Heimatverein erläuternd mit.
1571 wird noch einmal eine Grube, St. Johannes genannt, am Altenberg eröffnet. Nachdem der hessische Berghauptmann Phillipi nach einer Befahrung erklärt, „die Alten haben alles genommen“, wird sie 1579 wieder geschlossen. Später gibt der Altenberg doch noch einiges her. Bis etwa 1912 hat man dort gefördert. Der älteste Hinweis auf die Grube Plätze ist 1663 zu finden: Auf Wunsch des Fürsten von Nassau-Siegen wurde ein Gang gebaut. Gefördert wurde Blei-, Zinn-, Kupfer- und Eisenerz, Quecksilber und Schwefelkies. Diese Grube förderte bis 1705. Der spätere Bergmeistern Johann Heinrich Jung ließ ab dem 10. August 1737 wieder auf eigene Rechnung abbauen. Ein stetes Auf und Ab brachte dem Bergmeister bis zu seinem Tod 1786 nur Schulden. Erst 1815 kam die Grube richtig in Schwung. Die rege Nachfrage nach Eisenerz brachte die Grube in die Gewinnzone. In Dankbarkeit an Bergmeister Jung nannten seine Nachfahren 1820 das Bergwerk „Heinrichsegen“. Bis 1918 dauerte die Förderung, bis 1927 die Förderung mit der verbundenen Grube Victoria.
Den Bergwerken hat Littfeld einigen Wohlstand zu verdanken. Aber wo viel Licht ist, ist auch viel Schatten. Die Männer, die untertage arbeiteten, starben oft früh. Die Bergkatze (Staublunge) war meistens die Todesursache. Ein Bergmann lebte in damaliger Zeit nur durchschnittlich 40 bis 45 Jahre. Die Grube Silberhardt hat wahrscheinlich 1738 ihre Förderung aufgenommen und bis etwa 1887 gefördert. Der Tripplerstollen, nach dem Steiger Trippler benannt, kennen viele noch aus alten Geschichten. Um 1587 förderte die Rahrbacher Höhe Kupfer und Silber aus je einem Gang. Sie wurde 1880 geschlossen.
Die Elpertshagener Vereinigung Littfeld/ Neuenkleusheim wurde 1747 erwähnt und förderte bis Ende 1880. Auf der Westseite Littfelds befanden sich auch noch die Gruben Hemmelhohl und Haus Oranien. Die Förderung begann 1771. Das Ende konnte noch nicht ermittelt werden. Wer mit offenen Augen die Wälder von Littfeld und Burgholdinghausen erwandert, stößt immer wieder auf Zeugen der Vergangenheit. Sind auch Stollen und Schachte aus Sicherheitsgründen geschlossen worden, sprechen die Halden aber noch von der Arbeit, die die Ahnen leisten mußten, um ihr tägliches Brot zu verdienen. Seltene Gewächse, z. B. die Hallersche Grasnelke, die Frühlingsmiere, der Galmei Taubenkropf und vieles andere könnte nicht wachsen, hätten unsere Vorfahren nicht die Mineralien, die den Pflanzen als Nährboden dienen, aus dem tiefen Schoß der Erde gefördert. Gezeigt werden bei der Littfelder Ausstellung alte Werkzeuge (Gezähe), Geleuchte, Karten und Mineralien des Siegerländer Bergbaus. Außerdem wird die Dokumentation einer Exkursion zum alten Silberbergbaurevier Kongsberg (Norwegen) präsentiert.