Siegener Zeitung, 11.07.1998: zurück

Tödliche Schüsse aus dem Hinterhalt

Zwei Wilddiebgeschichten aus Burgholdinghausen

Rund 125 Jahre sind vergangen, seit im Mai 1873 zwei Wilddiebe in der Forstgemeinde Burgholdinghausen ihr Unwesen trieben. Seit 1870 unterstand dem damaligen Königlichen Förster Nückel das weitläufige Waldrevier von über 1300 Hektar. Bei einem Reviergang, Anfang Mai 1873, stieß er in einer Schlucht, nahe des Rahrbacher Tunnels, auf zwei bewaffnete Wilddiebe. Seiner Aufforderung, die Waffen niederzulegen, folgte nur einer der Wilderer, der andere riß sein Gewehr hoch und schoß. Schwer getroffen sank Förster Nückel zu Boden, die Wilddiebe verschwanden. Die Gewehrladung, bestehend aus geschnittenen, kleinen Bleistücken, war ihm in Arme, Brust und Leib gedrungen. Mit letzter Kraft konnte er sich aufraffen und in Richtung Bahndamm fortbewegen. Auf der Strecke arbeitende Eisenbahner hatten den Schuß und die Hilferufe gehört und kamen dem Förster entgegen. Der Täter war dem Förster bekannt. Es handelte sich um einen berüchtigten Wilderer aus dem Wittgensteinischen, der nun in Benolpe wohnte und bereits wegen Wilddieberei mit Gefängnis bestraft war. An den Folgen der schweren Verwundungen ist Förster Nückel einige Tage später gestorben. Der Täter wurde überführt. - Mit einer Zuchthausstrafe von 12 Jahren und 10 Jahren Polizeiaufsicht wurde der Fall gerichtlich abgeschlossen.

Einige Jahre später gab es im „Gräflich von Fürstenberg’schen Revier Burgholdinghausen“ einen ähnlichen Fall. Der 35jährige Hilfsförster Trembour, Sohn des von Fellinghausen stammenden und in Burgholdinghausen als Gemeindevorsteher ansässigen Jacob Trembour, begab sich am Nachmittag des 27. Februar 1881 mit seinem Hund in den Wald. Kurze Zeit später vernahm man im Ort einen Schuß und das Aufbellen des Hundes, gleich darauf folgte ein zweiter Schuß.

Als der Förster nicht wie gewohnt zurückkehrte, begab man sich auf die Suche. Im Forstdistrikt „Obere dicke Bruch“ fand man ihn tot über seinem gleichfalls erschossenen Hund liegen. Der Schuß hatte den Förster ins Herz getroffen. Der Wildschütz, vermutlich mit einem Hinterlader bewaffnet, hatte dem Förster im Schutz eines dicken Baumstammes aufgelauert.

Dieser Meuchelmord rief in der ganzen Gegend Wut und Entsetzen hervor, zumal der Ermordete sehr beliebt war.